"Wir haben das Fenster auf - denn das Märchen kommt von draußen rein!" So begrüßt Jutta Tandler die sechzehn Seniorinnen und Seniorinnen, die heute in die "Märchenstube" gekommen sind. Und ich bin auch da, um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, von diesem besonderen Projekt zu berichten. "Welches Märchen hören wir heute?", fragt Tandler und schaut in die Runde. "Den Froschkönig!", kommt prompt die Antwort
Und richtig, die passenden Requisiten liegen schon bereit: ein Frosch mit Krone und die goldene Kugel. Und Jutta Tandler, die seit vier Jahren als Betreuungskraft im Pfl egezentrum Travetal arbeitet und eine spezielle Märchen-Ausbildung hat, ist selbstverständlich auch standesgemäß erschienen - im Prinzessinnenkleid. "Es war einmal...", beginnt sie und taucht dann in die Welt des Froschkönigs ein. Immer wieder spricht sie ihre Zuhörer direkt an und reicht Requisiten herum - wie fühlt sich die Kugel an? Ist das Kleid aus Samt?
In der "Märchenstube" sind auch Zwischenrufe ausdrücklich erwünscht. "Plumps", ruf jemand, als die Kugel in den Brunnen fällt. "Ach du liebe Zeit, und jetzt?" Denn bei diesem Angebot geht es um die Aktivierung der Bewohnerinnen und Bewohner. Märchen sind dafür ein gutes Mittel - viele Menschen erinnern sich gerne an die Zeit, als sie als Kinder Märchen gehört haben. Auch zu Menschen mit Demenz können Märchen daher eine gute Verbindung herstellen. "Wenn ich sehe - da ist auf einmal jemand ganz aufmerksam, das ist toll. Ich gehe hier oft mit großen Gefühlen raus", erzählt Jutta Tandler. "Hänsel und Gretel" gab es schon und "Frau Holle." Und als Nächstes planen Tandler und ihre Kollegen neben der monatlichen Märchenstube einen ganzen Märchentag - mit der passenden Deko, mit Requisiten und Leckereien. Rotkäppchen muss natürlich den Kuchen für die Großmutterdabei haben...!
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